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„Der Knusperball“ 27.08.2011 in Weimar

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Die Nationaltänze für den Ballsaal des 19. Jahrhunderts - wie die zahlreichen Polka-Formen, die romantischen Ländler-Figuren, die schwungvollen Walzer-Arten und die stolzen Mazurka-Tänze haben ihren Ursprung in den Volkstänzen von 1800-1900. Durch königliche Tanzlehrer erhielten sie den Ballsaaltanzstil und wurden in traumhafte Choreografien verpackt, und es entstanden u.a. die zauberhafte Ländler Quadrille Stirienne und die schwungvolle Polka Quadrille La Gigue Française de Salons. Unsere Sommertanzschule für Paartänze und neu rekonstruierte Quadrillen des 19. Jahrhunderts endet mit einem "Knusperball" ... getanzt in der Märchenoper „Hänsel und Gretel", von beliebten Melodien der Wiener Strauß-Familie umrahmt ...
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Salontänze & Melodien aus der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ (Uraufführung der Oper in Weimar 1893)
Es war einmal … und so beginnt unsere Märchen(hafte) Sommerballnacht im Coudraysaal mit stilvollen Balltänzen
und mit den singenden Hänsel & Gretel und einer … Knusperhexe.
Es war einmal,  … es war einmal vor vielen, vielen Jahren. Vor einem großen Walde wohnte ein armer Holzhacker mit seiner Frau und seinen zwei Kindern; das Bübchen hieß Hänsel und das Mädchen Gretel. Sie hatten wenig zu essen und nur alte Lumpen anzuziehen und einmal, als wieder eine große Teuerung ins Land kam, konnte der Vater auch das täglich Brot nicht mehr für seine Familie schaffen.
Wie jeden Tag mussten die Kinder arbeiten, Hänsel die Besen binden und Gretel das Häuschen reinigen und Blumen pflücken für den Markt. Aber ...
kommt mit und erlebt … wie es im Märchen war!
Unsere Tanz-Oper beginnt mit dem Ländler-Cotillon, mit Cotillonfiguren von 1880 (Haraschin, Wien) – die Figur Sternronde
die getanzte Krone (Haraschin Wien, 1880)
der Sechsschritt-Walzer des 19. Jahrhunderts
die Figur – Sternwalzer
Der Cotillon bildet einen „Blumenkorb“ (Haraschin, Wien 1880) und entführt uns in den Blumengarten vor dem Haus von Hänsel & Gretel
Hier arbeiten die Kinder fleißig, Gretel pflückt Blumen für den Markt und Hänsel bindet Besen
und sie singen fröhlich ein Liedchen dabei „Suse, liebe Suse“ – begleitet vom Balancé Walzer
Balancé-Walzer mit Rechtsdrehung
Gretel findet im Garten viele schöne Blumen und sie bekommt Lust … zu tanzen
Brüderchen, komm tanz mit mir, beide Hände reich' ich dir, einmal hin, einmal her, rundherum, das ist nicht schwer
Mit den Händchen klipp, klipp, klapp
mit den Füßchen tripp, tripp, trapp, einmal hin, einmal her, rundherum, das ist nicht schwer
Und es erklingt die „Hänsel & Gretel Polka“ (1898)
Doch plötzlich fällt der Milchtopf um und die teure Milch fließt aus dem Krug. Die Mutter kommt erzürnt ins Haus, schimpft die beiden Kinder aus und schickt sie fort, fort in den tiefen Wald um Beeren zu suchen.
Im Wald findet Gretel süße kleine rote Hagebuttenzweige und sie besingt sie „Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm, es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um …“ Doch bald wird der Vater nach Hause kommen mit Brot und Wurst … oder doch eher nur mit Durst? Und Hänsel singt des Vaters Lied Rallalalala, rallalala
Als der Mond aufgeht, machen sich Hänsel und Gretel auf den Weg nach Hause, Hänsel sucht seine letzten Brotkrümel, die er auf den Weg gestreut hatte, aber sie finden kein Bröcklein mehr, denn die vielen tausend Vögel, die im Walde und im Felde umher fliegen, die haben sie weggepickt. Und weil sie so müde sind, dass die Beine sie nicht mehr tragen wollen, so legen sie sich unter einen Baum und schlafen ein. Im Traum von Hänsel und Gretel erscheint eine Fee und sie entführt die beiden Kinder in ein wunderschönes Traumschloss. Dort finden die Vorbereitungen für ein großes Fest statt. Prächtige Pferdekutschen stoppen am Eingang und viele Menschen in prunkvollen Kleidern steigen aus, gehen die große Treppe hinauf in einen strahlenden Ballsaal.
Der Märchenball im Traumschloss wird eröffnet mit einem Edelreigen (A. Freising, Berlin 1892)
Die Traumfee erzählt Hänsel und Gretel von einem neuen Tanz, sie habe ihn in Wien das erste Mal 1847 gesehen und zaubert ihn nun in den Ballsaal des Traumschlosses – die Quadrille Stirienne (E. Eichler, Wien 1847)
Quadrille Stirienne – Figur Stirienne Graz mit der Promenade um rechts
Quadrille Stirienne – Figur Stirienne Graz mit der Promenade um links
Quadrille Stirienne – Figur Stirienne Graz mit dem Handstern
Quadrille Stirienne – Figur Quadrille Graz mit Demi-chaîne en quatre
Quadrille Stirienne – Figur Quadrille Graz mit Les chevaliers retournent à place
Quadrille Stirienne – Figur Quadrille Graz mit Les dames demi tour de main
Quadrille Stirienne – Figur Quadrille Graz mit Tour de main
Quadrille Stirienne – Figur Quadrille Anna mit Les chevaliers chassent en avant
Quadrille Stirienne – Figur Quadrille Anna mit Promènent en moulinet avec la dame droite
Quadrille Stirienne – Figur Quadrille Anna mit Moulinet à main droite à place
Quadrille Stirienne – Figur Stirienne Emma mit der Steierische Figur1 (Allemande)
Quadrille Stirienne – Figur Quadrille Leondine mit der Herz-Figur
Quadrille Stirienne – Figur Quadrille Adele mit Tous balancé en grande ronde
Diplomaten aus dem Märchenland sind nun alle eingetroffen im Traumschloss und begrüßen sich standesgemäß mit der Diplomaten Polka in Conversationsaufstellung
mit der Figur Diamant-Polka
mit Tanzhaltung des 19. Jahrhunderts und dem Lächeln von heute ;-)
man flirtet galant
und verführerisch beim Balancéschritt
Gretel erwacht, weil sie etwas piekst. Es sind 3 weiße Kieselsteine. Sie nimmt sie in ihre Hand und bewundert sie, wie sie im Mondlicht so schön funkeln, doch die Müdigkeit lässt sie wieder einschlafen und sie träumt, sie hätte nun Gold und Silber in ihrer Hand. In der Ferne erklingt der Walzer Gold und Silber
im Wiener Walzer Tempo zum Ende des 19. Jahrhunderts
Was wäre all das Gold und Silber ohne die Liebe, die nun ein Bote von Herrn Johann Strauß Sohn, der Herr Postillon d’Amour ins Traumschloss bringen soll mit seiner Polka Postillon d’Amour
Feurig tanzt man im Polkaschritt
und führt gekonnt ins Damensolo
mit einem traumhaften Lächeln
Nun, im Traumschloss tanzen nicht nur die Prinzessinnen und Prinzen, nein auch in den kleinen dunklen Kämmerchen ein paar Fledermäuse … „Ja, ja Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist“ erklingt aus der wunderschönen Strauß-Operette Die Fledermaus
und Mann tanzt mit Würde den Nationaltanz die Polka Mazur Glücklich ist, wer vergisst
Alles ruht, nur die Vögelchen, die die Brotkrumen von Hänsel und Gretel gefressen haben, zwitschern fröhlich durch die Nacht. Da hören sie wie Hänsel im Schlaf der Magen vor Hunger knurrt und sie zwitschern ihm ins Ohr …. Jetzt gibt es Knuspergebäck
An einem kleinen Büfett (vielleicht ein Hexenwerk ;-)
Im Märchenwald ist es Mitternacht, das Taumännchen singt sein Liedchen, die Vögelein gehen nun auch schlafen, der Mond verschwindet im Dunkel der Nacht, es wird düsterer und düsterer. Noch einmal erscheint die Traumfee, streut ihren Traumstaub über Hänsel und Gretel und flüstert den Kindern ins Ohr, erzähle mir, was du dir von Herzen wünschst
Hänsel erwacht und hat nur einen Gedanken: Wenn ich einmal reich wär
Jetzt wird Gretels Traum Wirklichkeit – einmal eine Prinzessin sein … so wie Aschenbrödel
Ein schneeweißes Vögelein singt in der Nacht noch einmal die Wünsche der Kinder und Hänsel und Gretel, sie schlafen wieder ein. Doch was ist das, ein düsteres Knarren in den Zweigen. Das weiße Vögelchen flattert ganz aufgeregt und führt uns fort, fort zu einem Häuslein aus Brot gebaut, und mit Kuchen gedeckt; und die Fenster waren von hellem Zucker. Die Traumfee, zurück auf dem Weg ins Land der Träume verliert plötzlich, genau über dem Knusperhaus ihren zauberhaften Traumstaub. Oh je, was wird jetzt geschehen.
Die Knusperhexe reißt sich den alten Mantel vom Leib, nimmt ihren Raben und … denkt schwärmerisch … an ihre Jugend zurück: Ja das Temperament, ja das Temperament, das liegt mir so im Blut
Und in ganz in der Ferne erklingt noch einmal die schöne Musik der Straußfamilie aus dem Traumschloss mit einem Walzer
Walzer Über den Wellen
Der Herr engagiert zur Polka
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